Schools2030 Global Forum 2023 in Porto

Vom 5. bis 7. Juni 2023 fand in Porto zum zweiten Mal das Schools2030 Global Forum statt. Ich war eingeladen, den Schweizer Lernzirkel des Projekts Teacher-led Learning Circles for Formative Assessment von EI-IE Education International vorzustellen. Unsere Delegation setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

Die EI-IE Delegation (v.l.n.r.): Manuela Mendonça (FENPROF), Martin Henry (EI-IE), Ana Maria Cementino (Mentorin des Brasilianischen Lernzirkels), Prof. Dalila Andrade Oliveira (Forscherin des Brasilianischen teacher-led learning circles), Monika Bieri (Mentorin des Schweizer Lernzirkel)

In acht Minuten eine Kernbotschaft platzieren – das war eine Herausforderung! Und gleichzeitig eine Chance, das, was mir wichtig war, aufs Wesentliche einzudampfen.

Worum geht es im Lernzirkel-Projekt? Lehrerinnen und Lehrer entwickeln für sich selber und im Dialog mit Berufskolleginnen und -kollegen ihre Haltung zum Thema formative Beurteilung. Sie tragen diese Entwicklung in ihr Team und über ihre Schule hinaus. Kurz: Lehrerinnen und Lehrer reflektieren ihre Praxis, teilen ihre Erfahrungen und entwickeln ihre Professionalität.

In der Schweiz sind wir seit Dezember 2022 in dieser Sache unterwegs und werden zu Beginn des neuen Schuljahres die erste Lernzirkel-Runde abschliessen, der Brasilianische Lernzirkel hat eben erst begonnen.

Der internationale Austausch, die kürzeren und längeren Gespräche in den Kaffeepausen des Schools2030 Forums und die vielen Eindrücke aus den offiziellen Präsentationen während der beiden Tage, an denen ich hatte teilnehmen können, haben mich beeindruckt, am meisten die Parallelen überall auf der Welt: In der Schule wird die Zukunft der nächsten Generation mitgeformt. Die überfachlichen Kompetenzen («holistic skills») rücken immer stärker in den Fokus von «Schule». Summative Beurteilungen und Rankings sind problematisch. Integration und Inklusion sind zentrale Anliegen «guter Schule». Bildung ist Erziehung und Erziehung ist Beziehung.

So stellte ich mit Freuden fest, dass sich meine Vorbereitung im stillen Kämmerchen sich nahtlos in die anderen Präsentationen eingefügt hatte.

Meine Kernbotschaft:

  • Lehrer:innen brauchen Zeit, Gelegenheit und Gleichgesinnte um in eine reflexive Distanz zu ihrem Alltag zu gewinnen, in welcher sie ihre Haltung und ihre Praxis kritisch hinterfragen können, um sich beruflich weiter zu entwickeln.
  • Solche Lernzirkel brauchen eine Leitung, die die Rahmenbedingungen hütet, den Prozess begleitet, als Sounding-Board zur Verfügung steht und hilft, dass die Entwicklungsarbeit nicht auf die Produktion von Unterrichtsmaterial reduziert bleibt.
  • Reflektierte Lehrpersonen verstehen sich als Lernende, entwickeln ihre Haltung und dadurch ihre Praxis weiter, vernetzen sich und wirken so als Teacher-Leader über das eigenen Klassenzimmer hinaus
  • Im Fokus stehen die Schülerinnen und Schüler, die durch die Schule darin unterstützt werden sollen, in ihrer Zukunft einen grossen Möglichkeitsraum zur Verfügung zu haben.
  • Lehren und Lernen setzen kooperative Beziehungen beider am Bildungs-/Erziehungsprozess beteiligten Partner voraus. Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe.
  • Alters- und Erfahrungsunterschiede dienen als wertvolle Quellen für Dialoge und nicht zur Erstellung von hierarchischen Rangordnungen.
  • Formative Beurteilungspraktiken machen Schülerinnen und Schüler zu Subjekten ihres eigenen Lernprozesses, sie sind nicht Objekte standartisierter Beurteilung und Selektion.
  • Lehrerinnen und Lehrer sind in der Lage, sich professionell innerhalb ihrer Berufsgemeinschaft weiterzuentwickeln, indem sie zusammenarbeiten, ihre Erfahrungen und Expertise austauschen und so miteinander und voneinander lernen. Genau so, wie dies Mitarbeitende in lernenden Organisationen tun. Diese Art von Weiterbildung ist viel effektiver, als die üblicherweise kollektiven Pflichtveranstaltungen innerhalb des Schulprogramms.

Gerne teile ich hier eine gekürzte Fassung meines Referats.

Lernen ist lernen.